Die Vögel zwitscherten und draußen ging gerade die Sonne auf, als ich meine Augen aufmachte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es noch viel zu früh war zum Aufstehen. Ich drehte mich um und kuschelte mich wieder in Philipps Arme. Kurz darauf war ich wieder eingeschlafen.
„Guten Morgen Sonnenschein.“, hörte ich Philipps Stimme und schon bekam ich einen dicken Kuss auf die Nase. Meine Hündin Nixe wollte das ganze Spiel leider auch nicht verpassen und mit einem Satz landete die Kleine zwischen mir und meinem Freund auf dem Bett. Oder besser gesagt eher mehr auf mir drauf als zwischen uns. Ich stöhnte unter dem Gewicht der Australian Shepherd Hündin und schubste sie von mir runter.
„Guten Morgen meine Süße. Und guten Morgen Schatz.“ Ich küsste Philipp. „Gut geschlafen?“
„Besser wie du auf jeden Fall. So wie du dich heute Nacht im Bett gewälzt hast, hast du sicher nicht gut geschlafen.“ Er schaute mich ein wenig besorgt an. Ich musste an den Unfall denken, der sich vor einigen Wochen ereignet hatte.
„Naja, eigentlich habe ich gut geschlafen. Vielleicht lags einfach an der Nervosität.“ Ich lächelte schief und verdrängte die blöden Gedanken an den Unfall. Heute war der erste Tag im neuen Stall und somit auch im neuen Job und mit dem neuen Pferd. Vor ein paar Wochen waren Philipp und ich endlich zusammengezogen, was für mich zwar bedeutete ich konnte endlich so viel Zeit wie nur möglich mit meinem geliebten Freund verbringen, trotzdem hatte ich einiges dafür geben müssen. Meine Familie hatte ich 150km von meinem neuen Zuhause zurücklassen müssen, genauso wie meine ganzen Freunde und auch meine Reitbeteiligung Samba. Ich vermisste den Hengst, aber ich freute mich auch auf mein neues Pferd. James stand im Nachbarort auf dem Maoamhof. Der Hof war auch mein neuer Arbeitsplatz.
„Lass uns frühstücken.“ Philipp riss mich aus meinen Gedanken.
„Okay. Ich spring nur schnell ins Bad und dann komm ich. Magst du schonmal Frühstück richten?“ Ohne groß auf eine Antwort zu warten sprang ich auf, schnappte meine Klamotten vom Stuhl und eilte ins Bad. Als ich die Tür zugemacht hatte, hörte ich wie Philipp aufstand, in die Küche ging und dass Nixe ihm auf Schritt und Tritt folgte. Ich beeilte mich ebenfalls in die Küche zu kommen.
„Freust du dich schon auf dein neues Pferd?“, fragte Philipp während er sich gerade sein Brötchen schmierte. Ich nickte. Ich kannte James schon vom Probereiten. Er hatte mich sofort begeistert und danach war alles nur noch reine Formalität gewesen.
„Ich wird nachher gleich zum Hof fahren und nach ihm sehen. Vielleicht kann ich dann auch schon mit arbeiten anfangen.“
„Alles klar. Ich muss jetzt dann auch los. Kannst du aufräumen? Ich muss mich noch umziehen.“ Philipp war schon am aufstehen. Ich nickte nur und schon war er im Badezimmer verschwunden. Ich spülte das Frühstücksgeschirr und räumte alles andere auf. Philipp kam zurück.
„Also wir sehn uns dann heute Abend, wenn ich wieder zurück bin.“ Er gab mir einen Kuss und für einen Augenblick schwebte ich mal wieder. Ich rief ihm noch ein „Bis heute Abend hinterher und schon war er verschwunden. Ich ging meine Reithosen anziehen und kramte meine Sachen zusammen, die ich mitnehmen wollte.
„Komm Nixe, wir gehen.“, rief ich meiner Hündin zu und schon machten wir uns auf den Weg zum Reiterhof. Nixe lief neben meinem Fahrrad her, auf das ich mich bequemerweise geschwungen hatte. Am Hoftor angekommen steig ich von meinem alten Drahtesel und stellte ihn neben dem Tor an der Mauer ab. Hier dürfte ihn hoffentlich niemand stören. Nixe ließ ich vorerst an der Leine, da ich nicht wusste wie die Pferde hier auf Hunde reagieren und Nixe manchmal sehr ungestüm sein kann. Ich machte mich auf die Suche nach Cati, der Hofbesitzerin, und fand sie im Stall.
„Hey. Schön, dass du da bist. Hat mit dem Umzug alles geklappt.“ Ich hatte Cati schon kennengelernt, als ich zum Probereiten hier war.
„Hey. Ja. Wir haben es jetzt endlich geschafft alles auszupacken und einzuräumen. Ich hab ganz vergessen wie viel Arbeit in so einem Umzug steckt.“ Ich unterhielt mich eine Weile mit Cati, bis die auf James zu sprechen kam.
„Du willst sicherlich den Racker besuchen kommen. Er steht in seiner Box, drüben im Hengststall. Ach bevor ich es vergessen, da ist noch etwas, was ich mit dir besprechen muss.“
„Klar schieß los.“, sagte ich.
„Bevor du James gekauft hast, war er bei Davina in der Ausbildung. Er soll an das Ausreiten gewöhnt werden. Möchtest du das sie das weiterhin übernimmt?“
„Ich würde mich freuen, wenn sie das macht. Sie hat sicherlich schon mit der Arbeit angefangen, dann will ich ihr da nicht groß reinreden. Und für James wird es auch besser sein, wenn nicht ich jetzt komme und womöglich wieder alles anders mache.“ Ich lächelte.
„Dann ist ja alles geklärt.“, sagte Cati. „Sprich dich einfach mit Davina ab und sag ihr Bescheid. Sie wird sicherlich nichts dagegen haben, die Ausbildung zu beenden. Aber ich will dich auch nicht länger aufhalten. Geh ruhig zu deinem James.“ Wir verabschiedeten uns mit einem „Bis später“ und ich machte mich mit Nixe auf den Weg zu meinem James. Der Hengst stand in seiner Box und schaute hinaus auf die Stallgase. Ich ging langsam auf ihn zu und streichelte ihm den Kopf. Ich gab ihm ein Stück Apfel bevor ich die Boxentür öffnete und zu ihm in die Box ging. Nixe blieb, auf Anweisung, vor der Box sitzen. Ich streckte James meine Hand hin und sprach leise mit ihm.
„Na Großer. Erkennst du mich noch?“ James schlug mit dem Kopf als ob er nicken würde. Ich musste lächeln als der Dunkelgraue ein paar Schritte auf mich zu machte und begann in meiner Hand zu schnuppern. Nach und nach suchte er mit seiner Nase alles an mir ab und blieb schließlich an meiner Tasche hängen, in der ich noch Äpfel hatte. Ich grinste.
„Das war ja klar, dass du die findest.“ Ich griff in meine Tasche und gab ihm noch ein Stück Apfel.
„So genug Bestechung fürs erste. Jetzt wirst du erstmal schön geputzt und dann sehen wir mal, was wir zwei Hübschen heut noch tun.“ Ich halfterte James auf und führte ihn aus seiner Box, um ihn auf der Stallgasse anzubinden. Dort traf James dann zum ersten Mal auf meine Hündin. Glücklicherweise schienen sich die zwei zu verstehen. Sie beschnupperten sich gegenseitig und Nixe schleckte an James‘ Nase. Dem Hengst schien dies nichts auszumachen, denn er wehrte sich nicht. Ich machte gedanklich ein Häkchen hinter der Aufgabe: Pferd und Hund zusammenbringen. In der Sattelkammer holte ich die Putzkiste und begann damit James erst einmal ausgiebig zu putzen, damit er sich an mich gewöhnen konnte. Als ich fertig war nahm ich den Strick und führte James zum Roundpen. Nixe war uns gefolgt und setzte sich nun vor den Zaun. Das hatte sie schon auf dem Hof gelernt, auf dem meine alte Reitbeteiligung gestanden hatte. Ich führte James ein paar Runden auf dem Hufschlaf entlang bis ich mich entschloss ihn frei laufen zu lassen. Ich gab ihm mit dem Strick einen leichten Klapps auf den Hintern, um ihn in Bewegung zu bringen und als James begriff, dass er frei laufen durfte, fiel er in einen traumhaften Galopp. Ich stellte mich in die Mitte des Zirkels und ließ James einfach laufen. Nach einer Weile fiel er von selbst in den Trab und schließlich in den Schritt. Als er genug hatte, kam er zu mir in die Mitte des Roundpens und ich streichelte ihn zu Belohnung und gab ihm ein Leckerli. James schrubberte seinen Kopf an meinen Arm und ich musste lachen, weil er mich zur Seite schob. Da hörte ich hinter mir eine Stimme.
„Na ihr beiden scheint euch ja zu verstehen.“ Ich drehte mich um und sah ein mir noch unbekanntes Gesicht.
„Hallo. Ja anscheinend findet er mich ganz gut.“ Ich grinste. „Ich bin übrigens Meli.“
„Das hab ich mir schon gedacht. Ich bin Davina. Freut mich dich kennenzulernen.“ Ich kackte den Führstrick in James‘ Halfter und ging zu Zaun.
„Ah, dann bist du also diejenige, die James gerade ausbildet. Cati hat mir schon von dir erzählt.“
„Genau, das bin ich. Ich hoffe es ist okay für dich, dass ich ihn geritten habe.“
„Klar. Ich hab auch schon mit Cati darüber gesprochen, dass du ihn gerne weiter ausbilden kannst. Natürlich nur, wenn du möchtest.“
„Klar, ich mach das gern. Wir können uns ja dann mal zusammensetzen und absprechen, wann ich mit ihm arbeiten kann.“
„Ja, das ist eine gute Idee. Wie wärs mit später?“
„Gern. Ich würd vorher nur gern mit Darius arbeiten, wenn das für dich in Ordnung ist.“
Ich nickte. „Klar. Ich muss mich ja auch noch um James kümmern.“
Ich machte mich nach diesem kleinen Small-Talk wieder auf den Weg zurück zum Stall, um James noch einmal überzuputzen. Dann brachte ich ihn raus auf die Hengstweide, damit er noch ein bisschen toben konnte. Nixe folgte mir wie immer auf Schritt und Tritt und ich war froh, dass James das nichts ausmachte. Zurück auf dem Hof traf ich auf Cati.
„Ah da bist du ja. Ich hab dich schon gesucht. Ich hab ne Aufgabe für dich. Kira müsste im Springen von E auf A-Niveau gebracht werden. Könntest du das übernehmen?“
„Klar. Steht sie im Stutenstall?“ Ich freute mich schon, endlich meine erste Aufgabe als Bereiterin in Angriff nehmen zu können.
„Ja. Du findest alles was du brauchst in der Sattelkammer. Dort sind auch ein paar Infos zu ihr.“
„Alles klar. Kann ich heute schon anfangen?“
„Natürlich. Teil dir die Zeit so ein, wie du sie hast.“ Cati grinste und ich lächelte. „Viel Erfolg.“ Unsere Wege trennten sich und ich machte mich zusammen mit Nixe auf den Weg zum Stutenstall.
(Bericht über Kira im Jobthread)
Nachdem ich Kira auf die Weide gebracht hatte, traf ich auf Davina. Wir setzten und in die Sattelkammer und besprachen, wann sie James reiten konnte, um ihn weiter auszubilden. Nixe war den ganzen Tag mittlerweile schon unterwegs gewesen und wurde langsam müde. Sie schaute mich mit ihren hinreisenden braunen Augen an und ich merkte, dass sie nach Hause wollte.
„Ich glaube ich packs dann langsam mal. Nixe ist müde. Wird Zeit, dass sie nach Hause kommt.“
„Klar, ich will dich nicht aufhalten. Ist übrigens ne hübsche, deine Hündin.“ Davina lächelte.
„Danke.“ Ich verabschiedete mich von Davina und ging zu Hengstweide, um James zu holen. Glücklicherweise stand er nicht so weit vom Tor entfernt. Ich musste nur ein paar Meter zu ihm gehen und auf die letzten drei Meter kam er mir sogar entgegen. Ich lobte ihn und streichelte ihm den Hals. Dann brachte ich ihn zurück in seine Box, fütterte ihn und verabschiedete mich mit einem Apfel. Auf dem Weh zu meinem Rad begegnete ich Cati hoch zu Ross. Ich winkte ihr zu und sie winkte zurück. Mit meinem Fahrrad und Nixe machte ich mich auf dem Heimweg. Dort angekommen, ging ich erst einmal duschen und gab Nixe ihr Futter. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass ich noch eine gute halbe Stunde hatte, bis Philipp wieder von der Arbeit kam. Also begann ich mir Kochen und Tisch decken. Als ich gerade dabei war Nudel in ein Sieb abzugießen, hörte ich einen Schlüssel in der Tür. Nixe sprang von ihrem Platz auf und begrüßte meinen Freund mit einem fröhlichen Bellen.
„Hallo mein Schatz.“ Philipp begrüßte mich mit einem Kuss, nachdem er Nixe ausgiebig gestreichelt und seinen Tasche abgestellt hatte.
„Hmm lecker. Nudeln.“ Er grinste und ich küsste ihn noch einmal. Dummerweise fiel mir dabei der Topf mit den Nudeln aus der Hand und das heiße Wasser lief über meine Finger.
„Aua.“, schrie ich und unterdrückte einen weiteren Schmerzensschrei. Nixe bellte und Philipp machte kaltes Wasser an, damit ich meine Hand abkühlen konnte. Dann beruhigte er die aufgebrachte Hündin. Inzwischen spürte ich wie der Schmerz nach ließ und stellte den Wasserhahn ab.
„Tuts arg weh.“, fragte Philipp und schaute mich besorgt an.
Ich schüttelte den Kopf. „Es geht.“
Philipp nahm mich in den Arm und küsste mich auf die Stirn. Dann goss er die restlichen Nudeln in den Sieb und stellte sie zusammen mit der Soße auf den Tisch. Wir setzten uns und aßen. Währenddessen erzählten wir uns von unserem Tag. Nachdem wir gemeinsam abgespült hatten, ich durfte nur abtrocknen, wurde ich von meinem Freund noch mit einer Salbe verarztet und danach machten wir es uns auf dem Sofa zusammen mit Nixe bequem. Geschafft von dem heutigen Tag schlief ich dort in Philipps Armen und Nixe an mich gekuschelt ein.
des isch echtn schöner Verschreiben 